Sie sind hier:  Tagebuch  /  Archiv/  15.1.2011 Transfusion/  

Bluttransfusion Patrick

 

Mittwoch, 15.01.2010.

Gegen 11:00 Uhr morgens klingelte mein Handy. Ab diesem Moment an sollte dieser Tag etwas anders als üblich ablaufen. Mario am anderen Ende der Leitung überrumpelte mich mit der Frage, ob denn einer von uns Dreien (Meine Mitbewohner:   Caro, Josh und ich) die Blutgruppe 0+ habe. Er erklärte mir kurz, dass eine gerade Mutter gewordene junge Frau im Krankenhaus liegt, die bei der Geburt ihres Kindes, vergangene Nacht viel Blut verloren hat und extrem geschwächt ist. Es wird dringend eine Blutspende benötigt, um der anämischen Frau zu helfen. Das Problem: Das Krankenhaus Stung Treng verfügt nicht über Blutkonserven. Es gibt sogar eine Blutbank, doch ist kein Geld vorhanden um mögliche Spender zu entlohnen, somit ist sie von chronischer Leere geplagt. Nachdem fragende Blicke durch unsere Runde kursierten und jeder seine Unwissenheit bezüglich der eigenen Blutgruppe mit einem Achselzucken quittierte, wollten wir wissen, ob die Möglichkeit besteht, uns auf unsere Blutgruppe hin testen zu lassen. Kurzerhand arrangierte Lypo einen Termin und wenige Augenblicke später steuerten wir das Krankenhaus an. Mit einem leicht mulmigen Gefühl und ohne allzu viele Gedanken an die Hygienestandards eines kambodschanischen Provinzkrankenhauses zu verschwenden, ließen wir alle einen sehr harmlosen Schnelltest über uns ergehen, dessen eindeutiges Ergebnis war, dass ich der „glückliche“ Gewinner dieser etwas anderen Tombola sein sollte. Während ich meinte bei Caro und Josh einen Anflug von Erleichterung zu vernehmen, kann ich nicht abstreiten, dann doch etwas besorgt gewesen zu sein: Sind die verwendeten Instrumente alle wirklich steril? Weiß der Arzt, was er tut? Da mir in Bezug auf die letzte Frage jedoch nichts anderes übrig blieb, als vom Besten auszugehen, vergewisserte ich mich zumindest gründlich über Herkunft und Zustand des Blutbeutels. Nachdem ich den Aufdruck „Made in Japan“ entdeckte und eine versiegelte, unversehrte Kanüle vorfand, entschied ich, einzuwilligen und mich „anzapfen“ zu lassen. Manche denken vielleicht, dass Blut spenden an sich keine große Sache ist, aber wer einmal das Krankenhaus von Stung Treng von innen gesehen hat, möchte jegliche Art der Behandlung dort unbedingt vermeiden. Dinge, die für uns selbstverständlich sind, wie das Desinfizieren der Hände des Krankenhauspersonals, scheinen dort niemanden zu interessieren.


Die Prozedur an sich war dann recht unspektakulär. Auch das Desinfizieren  meiner Armbeuge mit einem Wattebausch, der aus einem eher suspekten Metallgefäß gezogen wurde, in dem er wohl schon länger in der Tinktur lag, konnte mich nicht mehr schocken. So war alles nach 10 Minuten erledigt, ich um einem halben Liter Blut ärmer, aber dafür am nächsten Tag umso glücklicher, als mir berichtet wurde, dass die Frau wieder auf den Beinen ist.